Die souveräne Leserin (Alan Bennett)

„Very british“ ist der Roman „Die souveräne Leserin“ von Alan Bennett: Auf sehr skurrile Art geht der Autor der Frage nach, ob die Literatur den Menschen verändert. In einem fulminanten Wort-Ton-Abend widmen sich Schauspielerin Birgit Minichmayr, Countertenor Alois Mühlbacher und das Streichquartett Sonare dieser Liebeserklärung an das Lesen und an die Queen.

Bühnenpartner

Birgit Minichmayr , Sprache
Alois Mühlbacher , Countertenor

Besetzung

Peter Gillmayr — 1. Violine
Kathrin Lenzenweger — 2. Violine
Christoph Lenz — Viola
Judith Bik — Violoncello

Exklusives Booking

für Österreich, Deutschland, Südtirol, die Schweiz und Luxemburg:

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Mag. Dagmar Windisch

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Die souveräne Leserin

Wer hätte gedacht, dass eine Liebeserklärung an die Queen und die Literatur so gut zusammenpassen? Die Hunde sind schuld. Beim Spaziergang mit der Queen rennen sie los, um den allwöchentlich in einem der Palasthöfe parkenden Bücherbus der Bezirksbibliothek anzukläffen. Ma’am ist zu gut erzogen, um sich nicht bei dem Bibliothekar zu entschuldigen, leiht sich ebenfalls aus Höflichkeit ein Buch aus – und kommt auf den Geschmack.
Die Auswirkungen der majestätischen Leselust sind unvorhersehbar, die Grundfeste des Buckingham Palace werden jedenfalls gehörig durcheinander gewirbelt und für den Leser bleibt kein Auge trocken.

Es liest Schauspielerin Birgit Minichmayr. Countertenor Alois Mühlbacher und das Streichquartett Sonare begleiten mit Musik aus dem alten und neuen England u.a. von Dowland, Purcell, Elgar, Britten, Queen und den Beatles.

Dramaturgie: Angelika Messner

Interessierte Veranstalter*innen können einen kurzen Trailer von der Premiere hier anfordern!

Birgit Minichmayr

Die österreichische Schauspielerin Birgit Minichmayr absolvierte ihre Ausbildung u. a. bei Klaus Maria Brandauer am renommierten Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Bereits während ihrer Studienzeit war Minichmayr am Wiener Burgtheater engagiert, wo sie 1998 debütierte. Nach einer Produktion von Frank Castorf bei den Ruhrfestspielen wechselte sie 2004 für weitere Zusammenarbeit mit dem renommierten Regisseur an die Volksbühne Berlin. 2007 kehrte sie zurück ans Wiener Burgtheater und stand anschließend von 2011 bis 2016 auf der Bühne des Residenztheaters in München. Zudem war Minichmayr bereits mehrfach, zuletzt 2012, als Buhlschaft im ‹Jedermann› bei den Salzburger Festspielen zu sehen. Die Schauspielerin ist außerdem auch für Film- und Fernsehproduktionen tätig und wurde schon bei der Berlinale 2001 als ‹European Shooting Star› für Österreich vorgestellt. Minichmayr war in Tom Tykwers ‹Das Parfum› (2005) zu erleben; zudem stand sie an der Seite von Lars Eidinger für ‹Alle anderen› (2009) vor der Kamera und spielte mit Jürgen Vogel im Film ‹Gnade› (2012). Zuletzt übernahm sie die weibliche Hauptrolle in ‹Nur Gott kann mich richten› (2017) und in diesem Jahr die tragende Nebenrolle im vielfach ausgezeichneten Film ‹3 Tage in Quiberon›, für deren Darstellung sie den Deutschen Filmpreis erhielt. Minichmayr wurde außerdem mehrfach mit dem Nestroy-Theaterpreis (2000, 2004, 2009) geehrt und erhielt für ihre Rolle in ‹Alle anderen› bei der Berlinale 2009 den Silbernen Bären sowie im selben Jahr den Preis der deutschen Filmkritik als beste Darstellerin. In diesem Jahr wurde sie neben dem Deutschen Filmpreis auch mit dem Ehrenpreis des Filmfestivals Bozen ausgezeichnet, laut Jury zählt Minichmayr zu einer der ‹besten und exzessivsten Schauspielerinnen ihrer Generation›. Vom 3. bis 5. August 2018 war Birgit Minichmayr an drei Abenden auf Schloss Ippenburg als Schauspielerin in Residence bei ‹Wege durch das Land› zu erleben.

Alois Mühlbacher

geboren 1995, erregte schon als Solist der St. Florianer Sängerknaben mit spektakulären CD-Aufnahmen (u.a. Königin der Nacht, Zerbinetta, Lieder von Gustav Mahler) Aufsehen. Franz Welser-Möst („Ich habe so eine Knabenstimme noch nie gehört in meinem Leben“) und Joan Holender engagierten den Fünfzehnjährigen an die Wiener Staatsoper (als Jungen Hirten in „Tannhäuser“), später sang er dort auch den Oberto in „Alcina“ unter der Leitung von Marc Minkowski, davon ist ein Live-Mitschnitt auf DVD bei Arthouse erschienen. In der „Zauberflöten“-Aufnahme unter Rene Jacobs ist er der 1.Knabe.

Mit den Sängerknaben, denen er sich auch heute noch verbunden fühlt, unternahm er Konzertreisen in die ganze Welt, als Sopransolist feierte er auf den Podien internationaler Konzertsäle große Erfolge (u.a. sang er im Salzburger Festspielhaus das Sopransolo in Mahlers 4.Symphonie, in Tokio die Rolle des Yniold in „Pelleas et Melisande“), im ORF und in ARTE wurde eine 30-minütige Dokumentation über ihn ausgestrahlt. Bereits 2010 und 2011 war er Solist bei „Christmas in Vienna“.

Fast bruchlos setzte sich seine Karriere in der Countertenorlage fort: er sang bei der Eröffnungsgala des neuen Opernhauses Wladiwostok, beim Silvesterkonzert des Mozarteum-Orchesters im Großen Festspielhaus, in Opern (Orlofsky in der „Fledermaus“, Apollo in „Apollo et Hyacinthus“) und Oratorien (Daniel in „Susanna“ unter Martin Haselböck im Großen Musikvereinssaal). Im Dezember 2016 war er Altsolist in Bachs Weihnachtsoratorium (München, Herkulessaal) und in der h-Moll Messe (Großer Musikvereinssaal), 2017 war er wiederum als Solist bei „Christmas in Vienna“, 2018 Altsolist in der Johannespassion im Wiener Musikverein.

Bis dato sind vier Solo-CDs von Alois mit Franz Farnberger am Klavier erschienen (Opern- und Operetten-Arien, Lieder, Duette).

Seine besondere Liebe gilt aber auch dem Liedgesang. Gemeinsam mit seinem Klavierpartner Franz Farnberger gab er bereits zahlreiche Liederabende (u.a. im Kristallsaal Waidhofen, bei den Brucknertagen in St. Florian und im Brucknerhaus Linz). Sein unverwechselbarer, geschmeidiger und wandlungsfähiger Stimmklang ermöglicht ihm dabei auch ein für Countertenöre unübliches, breitgefächertes Repertoire von Schubert bis Richard Strauss. Neben seiner sängerischen Tätigkeit hat er ein Schauspielstudium in Linz abgeschlossen.

Streichquartett Sonare

Die MusikerInnen des Streichquartetts Sonare, Stimmführer des Orchesters Sonare Linz, sind u.a. Mitglieder der Österreichischen Salonisten, Lehrer im OÖ. Landesmusikschulwerk sowie Kammer- und OrchestermusikerInnen. Ihr Repertoire reicht von Barock, Klassik, Romantik, Jazz bis zu zeitgenössischer Musik.
Das Ensemble wird besonders für seine musikdramaturgischen Konzepte geschätzt, die einzigartige und viel bejubelte Wort-Tonprojekte hervorgebracht haben.
Auftritte und Programme im gesamten deutschsprachigen Raum bei renommierten Festivals mit Julia Stemberger, Karl Markovics, Wolfgang Böck, Fritz Karl, Nina Proll, Klaus Maria Brandauer, Cornelia Horak, Alois Mühlbacher, Christoph Wagner-Trenkwitz, Karin Bonelli u.v.a.

Rezension zu „Die souveräne Leserin“

Ein solches Buch kann nur ein Engländer schreiben. Ein Engländer mit literarischer Bildung, Selbstironie und Geschichtsbewusstsein. Ein Engländer, der in Tweedjacke und Krawatte sein Hausschwein an der Leine spazieren führt wie der 1934 geborene Alan Bennett.

Er wurde durch seine TV Comedy-Revue „Beyond the Fringe“, durch Radiomonologe, die die BBC unter dem Titel „Talking Heads“ sendete und durch skurrile gesellschaftskritische Bücher bekannt. Und jetzt das: ein Buch über das Lesen und über die Folgen. Ein Buch über die Frage: Verändert Literatur den Menschen?

Bennetts „souveräne Leserin“ ist die Queen. Sie wird vom Lesen infiziert, lernt durch das Lesen das Reflektieren und sich selbst kennen. Das Lesen verändert ihr Verhältnis zu sich selbst, zu ihrer Rolle als dienende Monarchin und zur Macht, die nicht sie, sondern ihre Untergebenen über sie haben. „Die souveräne Leserin“ ist auch eine Liebeserklärung an diese Frau.

Die Monarchin entdeckt, weil ihre Hunde in der Nähe des königlichen Palasts rumschnuppern und rumpinkeln, einen Bücherbus. Dort lernt sie Norman Seakins kennen, rothaarig, unansehnlich, eine Hilfskraft in der königlichen Küche. Norman ist Schotte und ein leidenschaftlicher Leser. Er wird die Queen in die Welt der Bücher einführen.

Ihr erstes Buch ist von Ivy Crompon-Burnett geschrieben, sie findet es ein bisschen trocken, erst Nancy Midfords „Englische Liebschaften“ öffnen ihr die Pforten zum Leseparadies. Bald wird die Queen nur noch lesen, auch in der Kutsche, eine Hand winkt während der Staatsbesuche dem Volk zu, mit der anderen hält sie das Buch. Sie liest, wenn abends der Herzog von Edinburgh an ihrer Schafzimmertür mit der Wärmefalsche vorbei schleicht.

Sie, die pflichtbewussteste aller Königinnen, wird sogar kleine Grippen simulieren, um ungestört im Bett lesen zu können, und Norman Seakins wird seinen Platz in der Küche gegen einen Platz in ihrer Nähe tauschen, damit die Queen ihren literarischen Assistenten immer sprechen kann. Mit Norman redet sie über das Lesen und die Fragen, die das Lesen aufwirft. Die Queen begreift, dass Bücher nicht „buckeln“ und schreibt in ihr Notizbuch:

„Man legt sein Leben nicht in seine Bücher. Man findet es in ihnen.“

Die Queen wird ein anderer Mensch, der Hof sieht das mit Beunruhigung. Man versucht, ihre neue Leidenschaft zu hintertreiben, schickt Norman ohne ihr Wissen weg zum Studium, vereitelt, dass ihre Bücherkiste zum Staatsbesuch mit nach Kanada reist. Aber die Queen weiß sich zu helfen.

Das Lesen hat sie emanzipiert. Sie trifft bei einem Empfang die Schriftstellerin Alice Munro, liest begeistert deren Erzählungen. Sie verlässt die Pfade der Etikette, fragt beim Staatsbankett ihren Tischnachbarn, den französischen Präsidenten, nach Jean Genet. „Ah“, sagt der Präsident. „Oui“ , verzweifelt sucht er seinen Kultusminister. Die lesende Queen wird zur Gefahr fürs Königreich.

„Die souveräne Leserin“ ist ein Buch über die Wirkung von Literatur und eine Liebeserklärung an das Lesen. Es ist auch eine Betrachtung über das Pflichtgefühl, über die Manipulationen, die Untergebene an den Mächtigen vornehmen. Das Ende der kleinen Betrachtung ist auch das Dienstende der Queen. Sie zitiert bei ihrer Geburtstagsparty den Satz:

„Sag Wahrheit ganz, doch sag sie schief – der Umweg bringt Gewinn.“

Charmanter, klüger und leichter kann man nicht über das Lesen und das Leben nachdenken, alles „very british“.

Rezensiert von Verena Auffermann